Foo wie Bar

Als Programmierer kommen sie mir tagtäglich unter: Die Kollegen Foo und Bar, gerne auch die Zusammensetzung Foobar. In zahlreichen Dokumentationen stehen sie als Platzhalternamen für Variablen oder Funktionen, wo die konkreten Namen für das behandelte Thema unerheblich sind. Lustig fand ich diese Namen immer schon. Doch was ist, dachte ich mir dann, wenn man sie auch auf Menschen anwendet?

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# Definition und Aufruf einer Funktion in #
# Python als Beispiel für die Verwendung  # 
# von foo und bar.                        #
#                                         #
# Der konkrete Name der Funktion spielt   #
# hier keine Rolle, da nur das Prinzip    #
# dargestellt werden soll. Auch der Name  #
# der übergebenen Variable ist unwichtig. #
# Also werden "foo" und "bar" verwendet,  #
# da diese in IT-Kreisen allgemein als    #
# Platzhalter für sinnvolle Namen         #
# verstanden werden.                      #
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# Definition der Funktion:
def foo(bar):
  print(bar)

# Aufruf der Funktion:
foo("Hello World")

Ich finde den Gedanken sehr frech, einen Menschen als Foo, Bar oder Foobar zu bezeichnen. Ein Name dient ja eigentlich dazu, einen Menschen unverwechselbar zu kennzeichnen. Foobar und Konsorten dagegen haben das Gegenteil zum Ziel: Das Individuum spielt keine Rolle, wichtig ist nur die Gattung. Somit steckt in meiner Idee eine Menge philosophischer und gesellschaftlicher Sprengstoff.

Just call me Foobar
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Just call me Foobar
I just call you Foobar
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Where is Foo? In the Bar!
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Where is Foo? In the Bar!

„I just call you Foobar“ drückt das abgrundtiefe Desinteresse am Gegenüber aus. „Just call me Foobar“ zeigt, dass man seinen Namen nicht preisgeben will und an einer näheren Beziehung nicht interessiert ist. Beides sind zutiefst asoziale Aussagen. Dass ich sie als Sprüche auf T-Shirts gesetzt habe, liegt daran, dass sie dieses unsoziale Verhalten schonungslos bloßstellen. Man stelle sich vor, einer dieser Sätze würde zu Beginn eines Vorstellungsgespräches gesagt, von welcher der Parteien auch immer. Oder bei geschäftlichen Verhandlungen. Oder auf einer Party. Oder – vielleicht besonders schlimm – während eines One-Night-Stands. Gott sei Dank wird so etwas fast nie ausgesprochen, doch ist es nicht gut möglich, dass diese Aussagen hier und da das Innere eines der Beteiligten widerspiegeln?

Das ist doch Foo wie Bar
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Foo wie Bar

Ich liebe diese Sätze für ihre brutale Überspitzung und die gnadenlose Charakterisierung (mancher) menschlicher Beziehungen. Weniger sarkastisch ist dagegen der Dialog: „Where is Foo?“ – „In the Bar.“ oder die Behauptung „Das ist doch Foo wie Bar“. Dies sind einfach witzige Wortspiele mit diesen merkwürdigen Platzhalter-Namen. Aber wo kommen diese Begriffe eigentlich her?

Dazu gibt es mehrere Theorien, die ich nicht alle wiedergeben will. Wer daran interessiert ist, lese bei Wikipedia nach: Foobar. Tatsache ist, dass „Fubar“ beim amerikanischen Militär im zweiten Weltkrieg verbreitet war. Als Akronym mit der Bedeutung „Fucked Up Beyond All Recognition“ (Die Katastrophe geht über jede Vorstellungskraft) beschrieb es besonders schlimme Dinge, verheerende Unglücke oder aussichtslose Situationen. Wer Weg in die IT-Technik ist damit aber nicht beschrieben.

Foomobile von Bill Holman
Foomobile von Bill Holman

Das Wort „Foo“ dagegen war schon vor dem zweiten Weltkrieg in den USA populär, schon in den 1930er Jahren. Verbreitet fand es sich in verschiedenen Comic-Strips, insbesondere in „Smokey Stover“ von Bill Holman. Hier wurde es inflationär als Nonsense-Word verwendet, zum Beispiel auf Autokennzeichen oder in skurilen Sätzen wie „Many smoke but foo men chew“ oder „Where there's foo, there's fire“. Es gab sogar ein Feuerwehrauto, das „Foomobile“ genannt wurde (s.a. The Jargon File). Diese Comics wurden sicher auch von den Studenten des MIT in Massachusetts gelesen, weshalb 1937 in der MIT-Zeitschrift „The Tech“ ein kurzer ironischer Artikel über den „Foo-ism“ erschien (2. Seite, rechte Spalte Mitte), in dem es u.a. hieß: „'foo!' has a definite and probably irreplaceable position in our language“ („foo! hat eine feste und sicher unverrückbare Position in unserer Sprache“). Ebenfalls im MIT-Umfeld wurde später der „Tech Model Railroad Club“ (TMRC) gegründet, einer der ersten Hacker-Clubs. Im „TMRC-Dictionary“ fand sich 1959 ein nicht weniger ironischer Eintrag zu „Foo“, in dem es hieß: „the sacred syllable (FOO MANI PADME HUM); to be spoken only when under inspiration to commune with the Deity.“ („die heilige Silbe (???); nur zu sprechen bei Inspiration, mit der Gottheit zu kommunizieren.“)

Foo als Nonsense-Word war also zu Beginn des Computerzeitalters längst etabliert (all dies wird Schritt für Schritt in diesem Foren-Kommentar erläutert) und diente als Platzhalter für alles Mögliche. Vielleicht in Anlehnung an das ebenfalls etablierte „Fubar“ erschien dann auch das Wort „Bar“. Beide zusammen fanden in den 60ern und 70ern Einzug in die ersten technischen Dokumentationen. Spätestens von da an waren sie weltweit fester Bestandteil der ITler-Sprache. Später kam noch „Baz“ hinzu. An dieser Stelle erschöpft sich allerdings die weltweite Verständigung und Einheitlichkeit. Verschiedene Institutionen und Sprachen haben jedoch zusätzlich ihre eigenen Platzhalter erfunden. In Großbritannien sind z.B. wibble, wobble und wubble üblich, in Frankreich dagegen tata, titi, tutu und toto.

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